Schier unüberblickbar ist der Markt an sogenannter outdoor – Kleidung. Deshalb gleich der Hinweis – laß es ruhig angehen. Du überlebst in der Regel auch ohne die ultra-super-Multifunktionsjackenkombination. Schau zuerst in Deinen Kleiderschrank, da ist schon °ne Menge drin, was outdoor-Ansprüchen gerecht wird. … wenn Du nicht nächste Woche grad zum Mt.Everest aufbrechen willst.
Der outdoor – Bekleidungsmarkt ist ein Teilsegment des Mode-Marktes, und das seit ca. 20 Jahren mit wachsender Bedeutung. Deshalb müssen sowohl Mode- als auch klassische outdoor-Firmen mit immer neuen Anspruchs-Details altbekannte oder selbstgeweckte Bedürfnisse befriedigen, um ihren Marktanteil zu verteidigen.
Die Ansprüche werden dabei mindestens so hoch wie der Mt.Everest gelegt, obwohl die Masse der Kunden einfach nur bei mitteleuropäischen Durchschnittswetter mal ein paar Stunden oder Tage draußen verbringen möchte. Insofern – benutze Deinen gesunden Menschenverstand und schau realistisch auf das, was Du vor hast.
outdoor- Kleidung basiert selten auf Naturmaterialien
Denn leider hat sich gerade der outdoor – Kleidungsmarkt in eine Richtung entwickelt, die wenig mit nachhaltiger und ökologisch anspruchsvoller Lebensweise zu tun hat – fast die gesamte Kleidungspalette basiert auf Erdöl-Derivaten! Mit allen Problemen, die das mit sich bringt, vom endlichen Rohstoff angefangen über zweifelhafte Inhaltsstoffe und Aufwertungs-Technologien bis zur Mikro-Plastik- Verteilung und fraglichen Entsorgung.
Und das alles, um noch ein Grämmchen zu sparen, noch besser gepampert an der Strandpromenade zu sitzen und sich beim draußen schwitzen ja nicht verschwitzt zu fühlen – hä?
Meine Devise – ich muß mich in den Klamotten bequem bewegen können, sie sollten angenehm sitzen und nicht drücken oder scheuern und ausreichend warm halten, so daß ich den Rest der Wärme durch Bewegen oder Erzittern 🙂 aufbringen kann. (Das machen die Bienen in der Wintertraube – sie zittern sich warm 🙂

Und das erreiche ich im Wesentlichen durch Woll- und Baumwoll-Kleidung, nur an der Oberfläche ist als Regenschutz eine Plastik-Schicht erlaubt. Obwohl mir ehrlich gesagt die liebste Jacke für outdoor immer noch die Jungenschafts-Jacke aus Pfadfinder-Zeiten ist – derbes Baumwoll-Segeltuch, zugegeben- wasser- und feuerabweisend beschichtet – die reißt nicht im Gestrüpp, kriegt auch keine Funkenlöcher am Lagerfeuer, bremst den Wind und hält kurze Schauer ausreichend ab, nur bei Dauerregen wirds drunter doch naß (dafür kann aber der Schweiß auch raus). Im großen Regen hilft dann der Poncho bzw. das Tarp, wo der Rucksack gleich mit drunter Schutz findet.
Alltagsklamotten auf „draußen“ abstimmen
Da ich immer mit „mehr als einer Gehirnhälfte draußen“ bin, gehe ich auch an den Kauf von Alltags-Klamotten mit der Überlegung ran, ‚paßt das auch für outdoor?‘ Also – robustes Hosenmaterial, Farben grün, braun oder eventuell mal schwarz, gut passende T-Shirts in ähnlichen Farben, Hemden oder Pullover, die auch am Lagerfeuer bestehen können und die Jacke erwähnte ich schon – die Jungenschaft-Jacke aus Kohtenstoff. Unterwäsche – dunkle Baumwolle. Für den Winter sind Westen eine gute Ergänzung – eine Schicht mehr am Körper, die aber die Bewegungsfreiheit der Arme nicht noch weiter einschränkt.
Und dabei ist mir vor allem wichtig – je näher an der Haut, desdo weniger mit Schadstoffen belastet sollten die Materialien sein. Also ist mindestens bei der Unterwäsche ein hoher Öko-Standard – bio-Baumwolle oder bio-Seide – entscheidendes Kriterium. Wir bewegen uns draußen, d.h. der Stoffwechsel wird aktiviert und die Haut ist ein wesentliches Stoffwechsel-Organ – gibt vieles ab, nimmt aber auch auf! Ich möchte so wenig Gifte wie möglich aufnehmen. Ganz nebenbei sorgt dieser Anspruch für weniger gesundheitsgefährdete Arbeiter in weniger belasteten Hersteller-Regionen, die ich ja vielleicht auch mal besuchen möchte…
outdoor und die Mode
Ansonsten spielt Mode für viele eine große Rolle bei der Auswahl – vielleicht sogar oft die entscheidende. Denn es geht uns darum, die eigene (Lebens-) Haltung nach außen zu symbolisieren und zu verstärken. Nicht umsonst triffst Du zunehmend vor allem viele Senioren in outdoor- Jacken mit bestimmten „Tierspuren“ – die damit ihre fitneß, ihre „innere Jugend“ und ihre aktive Teilnahme am Leben unterstreichen.
Bunt ist Geschmackssache
Und outdoor- Mode wird in allen Farben präsentiert, ja, vielleicht sogar bunter als alle sonstigen Bekleidungsangebote. „…denn an Blumen fehlt‘s im Revier. Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen, nach der Stadt zurück zu sehen. Aus dem hohlen finstren Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor…“ So neu ist dieser Wunsch nicht, auch der Herr Goethe hat diese Beobachtung schon in seinem „Osterspaziergang“ geteilt. Das kann natürlich jeder für sich entscheiden und tun, wie er es für richtig hält. Mir persönlich ist es wichtig, eher wenig aufzufallen, da ich gern Beobachter in der Natur bin und Tiere nicht schon durch Signalfarben abschrecken möchte. Ich habe nichts dagegen, wenn die Mädels stattdessen durch besonders bunte outdoor-Kleidung um meine Aufmerksamkeit ringen 🙂
Der Zweck bestimmt das Design
Wie gesagt, es kommt darauf an, was Du vor hast. Bist Du auf einer Wochenend-Tour bei einigermaßen brauchbarem Wetter, kannst Du es riskieren, auch mal naß zu werden – schließlich wollen wir doch auch ein Stück Grenzen erfahren, uns mitten im Leben spüren und raus aus der Komfort-Zone kommen. Wer dabei schlechte Laune kriegt, sollte sich aber besser ordentlich einpampern, um nicht allen anderen die Stimmung zu vermiesen. Wenn Du Dich innerlich darauf einstellst und das als Herausforderung annimmst, daß es auch kalt, naß oder anderweitig unangenehm werden kann, bist Du seelisch gut vorbereitet und überwindest Schwierigkeiten leichter. Wetterempfinden ist ein Stück Psychologie. Spannenderweise können wir uns später viel besser an genau die Situationen erinnern, wo wir mit dem Kanu heftig gegen den Wind zu kämpfen hatten oder in der Nacht plötzlich von einer Wasserblase aus dem schlecht aufgespannten Tarp geweckt wurden oder oder.
Das heißt aber nicht, daß Du leichtsinnig sein solltest. Wenn Du im Winter losziehst, solltest Du die passenden Klamotten dabei haben. Z.B. eine Winterjacke, Wechselklamotten, wenn‘s naß wird, eine dicht eingepackte Reserve, einen Jogginganzug für die Hütte oder ähnliches. Mütze und Handschuh, ein Tuch für den Hals. Wir halten viel mehr aus, als wir so annehmen, aber Du mußt Dir draußen nicht absichtlich ‚den Tod holen‘. Wenn Du ein trockenes warmes Nachtquartier hast, wo Du heißen Tee bekommst und gesichert in deinen Schlafsack gekuschelt warm schlafen kannst, kannst Du tagsüber mehr riskieren und Deine Grenzen austesten.
Was hat Priorität?
Wichtig sind die Schuhe und die Außenhülle. Erstere sind auf einer extra-Seite beschrieben. Die Außenhülle muß Dich vor den direkten Einflüssen des Wetters schützen. D.h. vor allem vor Wind und Regen, oder im anderen Extrem vor Sonne und Hitze.
Dazu kommt der Schutz vor Ästen, Zweigen, am Berg ggf. auch Stein und Fels und am Lagerfeuer Funken und Glut.
outdoor – Jacken gegen Wind und Regen
Bei Wind und Regen sind outdoor-Jacken sinnvoll – eine obere Schicht, die Regentropfen abhält und ebenso kalte Luft. Aber sie sollten auch noch einigermaßen die feuchte Warmluft von innen abführen, so daß wir nicht im eigenen Schweiß feststecken. Je dichter eine Regenjacke, desdo wichtiger ist, daß sie relativ weit geschnitten ist und mittels Frontreißverschluß, Ärmelöffnungen usw. in Regenpausen gute Lüftung zuläßt. Für die innere Wärme sind dann die weiteren Schichten der Bekleidungszwiebel verantwortlich – mir vermittelt z.B. ein Wollpullover darunter im Winter ein gutes Gefühl von Wärme.
Da ich normalerweise nur mit Jungenschafts-Jacke draußen bin, die eben nicht perfekt dicht ist, nutze ich bei Starkregen im Gelände das Tarp (Poncho) als Regenschutz. Dieser hängt weit über und schützt die Beine gleich noch mit. Eine Überhose kann in einer Regenperiode oder im Winter ein guter Schutz sein, mir ist das aber eher lästig. Ich hatte schon mehrere und habe sie alle nach einiger Zeit der Nichtbenutzung verschenkt. Zum Rad oder Motorradfahren im Regen ist sie schon recht sinnvoll.
Ist Funktionsunterwäsche notwendig?
Seit einigen Jahren hat sich für „drunter“ sogenannte Funktions-Unterwäsche verbreitet. Ich weiß ja nicht, ob sie andere Funktionen erfüllt als meine übliche öko- Baumwoll-Unterwäsche. Was ich weiß, ist, daß der größte Teil davon aus diversen Plastik- Varianten hergestellt wird und da sträuben sich bei mir sämtliche Haare. In der wärmeren Jahreszeit ist es überhaupt kein Problem, einfach Baumwoll-Wäsche zu verwenden. Diese läßt sich unterwegs im Wechsel immer mal schnell an einem Bach durchspülen, so daß es nicht zur Geruchsbildung kommt. Für den Winter kann man auf Varianten der Merino-Wolle zurückgreifen, die gut warm hält und von sich aus nicht so schnell Gerüche entstehen läßt. Schon allein der psychologische Effekt – „ich trage ja Wolle“ – sorgt für ein besseres Wärmegefühl.
Für „dazwischen“ gilt, was ich eingangs bereits gesagt habe – die Zwiebelschichten Deiner outdoor-Kleidung sollten wenig die Bewegungsfreiheit einschränken, bequem sein und einem gefallen. Gut ist, wenn sich mehrere der Schichten als „Oberkleidung“ je nach möglicher Situation eignen – als Sonnenschutz, als Schutz vor kratzenden Zweigen und Ästen oder Mücken, als leichte Bedeckung, wenn die Abendkühle kommt… Dann hast Du alles gleich an der Frau oder dem Mann und bist ziemlich flexibel.
One Comment
Dietrich Schneider
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Outdoorbekleidung. Gut zu wissen, dass es auch viel auf die Stoffwahl der Materialien ankommt. Ich bin auf der Suche nach hochwertigen Outdoor Stoffen. https://www.slama-lebensart.com/de/stoffe/outdoor-stoffe/