Wer wandern will, braucht gute Schuhe. Ob es für Dich unbedingt Wanderschuhe aus dem Fachgeschäft sein müssen, hängt davon ab, was Du vor hat.
Wenn Du schnell ein paar Empfehlungen für Wander- und Trekking-Schuhe suchst, wirst Du auf der verlinkten Seite fündig.
Inhaltsübersicht
Anspruch und Qualität von Wanderschuhen
Für gelegentliche Wanderungen im Flachland reichen feste, bequeme Alltagsschuhe. Sie sollten den Fuß gut stützen und nicht reiben, sprich – nicht nach wenigen Metern schon Blasen verursachen. Halbschuhe sind für längere Spaziergänge ausreichend. Bei Wanderungen vielleicht noch mit etwas Gepäck solltest Du besser hohe Schuhe mit Schnürsenkeln nutzen, die den Knöchel gut abstützen. Das ist im Gebirge fast schon obligatorisch.
Leider gibt es kaum noch wirklich brauchbare Wanderschuhe. Es hat sich gerade bei Schuhen eine Verschleiß-Kultur eingestellt, die für naturverbundene Menschen unannehmbar sein sollte. Das wird viel zu wenig hinterfragt – oder gilt die Zahl der verschlissenen Wanderschuhe als Ausdruck besonderer persönlicher Leistungen?
Fast alle als Wanderschuhe verkauften Wegschmeiß-Artikel sind Plastik-Produkte mit angeklebter Sohle. Meiner Beobachtung nach halten sie die Versprechungen aus der Werbung nur bedingt über ihre kurze Lebenszeit. Sie sind dicht – zumindest für die Schweißfüßler :-), die vielen Ziernähte reißen beizeiten auseinander und wieviel Schadstoffe über die schwer arbeitenden gut durchbluteten Füße aufgenommen werden, verrät lieber keiner.
Richtige Wanderschuhe sind aus Leder
.. eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung.
Wirklich gute Wanderschuhe sind aus Leder mit (zwiefach) vernähter Sohle, also klassisches Schusterhandwerk. Du solltest darauf achten, daß es nur wenige Nähte gibt. Vor allem sollten Nähte nicht quer zu den Bewegungsrichtungen der Fußgelenke verlaufen, denn dort arbeitet auch der Schuh bei jedem Schritt und die Nähte platzen auf.
Ein Polstereinsatz für die Knöchel ist zu empfehlen. Nur noch wenige Firmen stellen ein paar solide Modelle her, die wirklich gute Leder-Wanderschuhe darstellen. Die haben dafür ihren Preis..
Ich habe noch ein paar Meindl – Lederschuhe aus dem Jahr 1993. Das Leder, welches ich mit sno-seal gepflegt habe, ist völlig in Ordnung. Nur am Zungenansatz ist die Naht inzwischen aufgeplatzt, was der Funktion nicht schadet, aber die einzige Stelle am Schaft ist, wo jetzt auch Wasser eindringen kann. Leider sind die Sohlen völlig abgelaufen, deshalb nehme ich die Schuhe seit rund 10 Jahren nur noch als Arbeitsschuhe. Die Sohle ist übrigends (zwiefach) vernäht und nicht geklebt. Ich wette, wenn ich mal einen Schuster finde, der sein Handwerk noch richtig beherrscht und mir neue Sohlen drunter nähen kann, dann würden diese Schuhe locker weitere 10 Jahre auf Tour gehen können.
Ein update zu den Wanderschuhen: Die sind inzwischen mit neuen Sohlen ausgestattet! Die Story zur Schuhreparatur und zu den Dingen, die ich dabei gelernt habe, findest Du in der Wanderschuh- Reparatur – Geschichte.
Das wäre eine weitere Empfehlung – beim Kauf nach der „austauschbaren Sohle“ zu fragen. Erstens ist die Sohle eben das wichtigste Verschleißteil am Schuh, zweitens werden die Hersteller eine austauschbare Sohle vor allem an Schuhe anbringen, die ansonsten solide gefertigt sind.
Lederpflege für die Ewigkeit
Sno- seal ist übrigends ein Lederpflege-Mittel, welches auf der Basis von Bienenwachs hergestellt ist (es riecht auch ein wenig nach Honig). Wenn Du die Schuhe vor dem Auftragen gut aufwärmst, dringt es tief ins Leder und sorgt für Nässeschutz und Geschmeidigkeit. Die ägyptischen Mumien sollen mit ähnlichen Rezepten einbalsamiert worden sein – wenn ich mir meine Leder-Schuhe nach 25 Jahre so ansehe, würde ich vermuten, daß die auch in tausend Jahren als Schuh erkennbar sind.
Sohlen – am Besten austauschbar und gut profiliert
Was sich für Berg-Wanderschuhe wohl von selbst versteht, ist, daß sie eine gut profilierte Sohle mit Absatz brauchen. Das sorgt für den richtigen Grip bei jedem Wetter. Dabei mußt Du darauf achten, daß das Profil in alle Richtungen für Friktion sorgt. Einer meiner Boof-Kameraden hatte mal einen Möchtegern-Wanderschuh aus einem der Holzfäller-möchtegern-outdoor-Ketten, da ging das Profil nur quer zur Laufrichtung von links nach rechts. Er lief immer Gefahr, an schneebedeckten Abhängen wie auf Kufen seitlich wegzurutschen und wir mußten ihn für diese Tour immer links und rechts begleiten, damit er in Vorwärtsrichtung dem Ziel noch näher kam. Wasserdicht waren diese Schuhe auch überhaupt nicht, obwohl optisch schöne Lederschuhe. In sofern – wer was Ordentliches will, sollte dafür zum Fachhandel gehen.
Die Größe der Schuhe sollte übrigends nicht zu eng sein, aber das kommt gleich im nächsten Abschnitt, da sich ein enge Zusammenhang mit dem Gebrauch von Socken ergibt.
Bevor Du den ersten Gewaltmarsch mit viel Gepäck über Stock und Stein beginnst, solltest Du Deine neuen Begleiter einige Zeit einlaufen. Dazu ziehst Du die Schuhe immer mal wieder ganz normal im Alltag an, so daß sich Deine Füße und Schuhe miteinander bekannt machen können. Kleinere und dann auch längere Spaziergänge sind am Anfang gut – dabei kann man durchaus mal bewußt die Aufmerksamkeit auf die Füße richten und das Laufgefühl intensiv wahrnehmen.
Socken
Zur outdoor-Kleidung und den Schuhen gehört auch das Thema Socken. Meine Empfehlung – zum Anprobieren von Bergschuhen mit einem Paar dicker Socken gehen und dann eine bequeme gutsitzende Größe wählen. Dh. reichlich, aber nicht zu groß!
Gerade wenn Du auch draußen oder im Zelt übernachten willst, solltest Du für warme Füße sorgen. Dazu gehören neben wasserfesten Schuhen gute Socken. Ich benutze für weite Wanderungen meist zwei Paar übereinander – innen dünne und darüber dicke, auch bei relativ warmem Wetter. Das verhindert zuviel Reibung im Schuh und Blasen. Außerdem wird Fußschweiß besser abgeführt. Achte darauf, daß die Socken v.a. auf den Laufflächen nicht geflickt sind – auch diese Unregelmäßigkeiten können zu Blasen führen.
Es gibt extra outdoor-Socken. Dann brauchst Du keine zwei Socken anzuziehen. Outdoor-Socken sind schon meist recht bequem, an den wichtigen Stellen besser gepolstert und oftmals extra für rechte und linke Füße gestrickt. Die kannst Du mal probieren und austesten, ob Du Dich damit wohler fühlst. Es geht auch mit normalen Socken. Ob der höhere Preis für outdoor-Socken gerechtfertigt ist, muß jeder für sich entscheiden.
Eventuell passen auch noch Einlegesohlen in den Schuh? Schaffell-Sohlen helfen im Winter tatsächlich gegen die Bodenkälte. Aber zu eng darf es nicht werden – dann schnürst Du die Durchblutung im Fuß ab und der Effekt verkehrt sich ins Gegenteil.
Wanderschuhe für heiße Gegenden
Für trockene heiße Gegenden gibt es Wüsten-Wanderschuhe oder neudeutsch „desert boots“. Diese können aus dünnem Leder sein, aber häufiger ist Baumwoll-Canvas (Segeltuch) wie bei Stoff-Sportschuhen mit anvulkanisierter Gummi-Sohle. Im Unterschied zu den Sportschuhen ist die Sohle bei desert boots eine richtige stark profilierte Wanderschuh-Sohle. Das gibt Dir auch in den Bergen den richtigen Grip und verhindert, daß spitze Steine, Dornen und Stöcke durchdrücken und die Füße ärgern bis zu im Extremfall Verletzungen . Bei heißen Böden verhindern sie auch Verbrennungen. Der Nachteil ist wie bei den Sportschuhen mit Gummisohle, daß die Füße anfangen zu müffeln, man bekommt leichter Schweißfüße. Du wirst also desöfteren die Füße und die Socken waschen müssen. Wasserdicht sind sie natürlich auch nicht. Das ist aber gerade kein Nachteil, wenn Du sowieso in trocken-heißen Regionen unterwegs bist. Ein weiterer Vorteil ist, daß sie deutlich leichter als die üblichen Berg-Wanderschuhe sind.
Wie immer kommt es auf das richtige Profil an – ich freue mich, wenn ein link zu dieser web-Site auch Platz in Deinen social-media-Profilen findet 😉 Danke!
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