Spezielle outdoor- Textilien, wie sie für Zelte, Jacken, Schuhe und andere Anwendungen eingesetzt werden, sind nicht ohne.

Um die besonderen outdoor-Eigenschaften wie Wasser- und Wind-Dichtigkeit zu erreichen, werden bei vielen Herstellern chemische Komponenten verwendet, die es in sich haben. Das sind vor allem sogenannte Polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC oder PFK), eine Stoffgruppe mit über 5000 verschiedenen Zusammensetzungen.

Und diese sind praktisch in der Natur nicht abbaubar, reichern sich also in der Umwelt und in Organismen an und sind mittlerweile im Polareis, in den Gletschern hoher Berge und in Mensch und Tier nachweisbar. Darüber berichtete greenpeace bereits 2013.

Langlebige Umweltgifte

Zumindest einige dieser Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, Einflüsse auf die Fruchtbarkeit zu haben und Föten im Mutterleib zu schädigen. Das wurde bei Versuchen mit Ratten allerdings mit hohen Konzentrationen dieser Stoffe bereits nachgewiesen, wie bei greenpeace und auch in einem Deutschland-Funk-Beitrag von Mai 2019 zu erfahren ist. Welche Konzentrationen zu Schäden führen oder ob es überhaupt eine Unbedenklichkeitsgrenze gibt, ist leider noch nicht wirklich geklärt. Bei unbegrenzter Lebensdauer und Anreicherung durch laufende Produktion und Verwendung sind wir also einem life-Test ausgesetzt, den naturliebende Menschen sicher nicht gutheißen können.

Dichtheit um jeden Preis?

Und doch geht es gerade im outdoor- Modebereich um die Substanzen PFOS (Perfluoroctansulfon-Säure) und PFOA (Perfluoroctansäure), die zur Imprägnierung von Stoffen mit einer DWR (durable water repellency) verwendet werden und als Rückstand in den Textilien verbleiben. Im Grunde läßt sich für outdoor-Textilien diese Ausrüstung auch umweltfreundlicher herstellen, da es ja nur um Wasserdichtigkeit geht. Alternativen sind z.B. gewachste Stoffe. Lediglich für die Verbesserung spezieller Arbeits-Kleidung wären diese Substanzen von Bedeutung, da sie gleichzeitig auch ölabweisend sind.

Andere PFK, so bei vielen Herstellern das PTFC, bilden die sogenannte Membran, die den Wasser- und Windschutz komplettiert. Diese werden mit hohem Marketing-Aufwand forciert und vor allem deshalb sind die PTFC-Membranen so populär. Bei einigen Marken sind PTFC inzwischen aus der Produktion verbannt und durch PE (Polyethylen – bekannt z.B. als Material für die Einweg-Getränkeflaschen) oder PU (Polyurethan) ersetzt. Das betrifft unter anderem die bekannte Sympatex-Membran – hier also eindeutig zu empfehlen. So hat z.B der deutsche Produzent vauDe im Sommer 2018 verkündet, unter der Bezeichnung „eco finish“ das gesamte Bekleidungssortiment ohne PFK zu herzustellen und bis 2020 auch für alle weiteren Produkte auf PFK zu verzichten.

Schwierige Vermarktung im outdoor-Handel

Problematisch ist, daß im outdoor- Geschäft bisher selten darauf hingewiesen wird, welche Ausrüstung der Stoffe vorhanden ist bzw. wie umweltfreundlich oder -schädlich die Materialien einzuschätzen sind. Umso wichtiger, daß naturliebende outdoor- Kunden genau danach fragen und die Umweltfreundlichkeit zum Kaufkriterium machen.

greenpeace hat 2011 mit einer „Detox“- Kampagne begonnen, bei der sich Mode-Labels und Discounter, die auch Kleidung vertreiben, dazu verpflichten, alle Bekleidung bis spätestens 2020 giftfrei zu produzieren. Mode – Firmen, die sich zu detox bekennen, werden auf einer Liste benannt. Darunter sind seit Juni 2016 drei outdoor-Firmen:

Umweltfreundlicher Abperl-Effekt
Wasserabweisende outdoor-Kleidung Quelle: VauDe – Attenberger
  • Paramo (UK)
  • Rotauf (CH)
  • Vaude (D)

VauDe ist damit der erste deutsche outdoor-Hersteller, der alle outdoor – Bekleidung PFK-frei anbietet. Der schwedische Anbieter fjaellräven ist zwar nicht auf der Liste, doch laut Eigendarstellung gehören PFK neben PVC zu den Materialien, die für die eigenen Produkte abgelehnt werden. Allerdings wird dabei aktuell eingeschränkt, daß sie für Imprägnierungen nicht mehr verwendet werden, doch z.B. noch nach Alternativen für Reißverschlüsse gesucht wird.

Kleidung und Ausrüstung wie Rucksäcke werden bei fjaellräven mit dem eigenen Material G1000 in verschiedener Stärke angeboten. Das ist ein robustes Mischgewebe aus 65% recyceltem Polyester und 35% Bio-Baumwolle. Alles zusammen dicht verwoben und mit Grönland-Wachs zusätzlich beschichtet. Das macht diesen Stoff wind- und wasserdicht. Grönland-Wachs gibt es in Würfeln im outdoor- Laden zum Nachwachsen. Man kann aber z.B. auch seine normalen Jeans oder Canvas- Hosen damit beschichten und widerstandsfähiger gegen Durchnässung machen – z.B. auf Höhe von Schien- und Wadenbein – ein Bereich, der trotz Poncho oft durch aufspritzendes Regenwasser getroffen wird.

Stilvolle Nischen-Alternativen

Daneben gibt es noch Nischen mit ganz anderen Materialien wie z.B. gewachste oder geölte Baumwoll-Kleidung (oil-skin). Diese beruhen auf alter traditioneller Seemanns- oder Bushman-Kleidung, wobei inzwischen bereits ausgerüstetes Material verwebt wird und die Ölung als zweite Schicht aufgetragen wird. Ich habe selbst so einen Mantel, der im Herbst und Winter schön warm ist. Nachteilig aber – er ist relativ schwer und nicht ganz perfekt dicht, also langer Starkregen findet trotz Schulter-Cape irgendwann doch seinen Weg. Außerdem entwickelt dieser Mantel durch Körperwärme und Ölbeschichtung seinen eigenen Geruch, daran kann man sich gewöhnen oder auch nicht…

Fazit

Einige der outdoor-Hersteller haben erkannt, daß es ihnen schlecht zu Gesicht steht, im Interesse naturverbundener Menschen die Umwelt zu vergiften. Demzufolge kannst Du schon verantwortlich hergestellte, giftfreie outdoor – Kleidung und anderes Zubehör kaufen. Dazu mußt Du Dich aber ein wenig mit dem Selbstverständnis der Marken-Hersteller und der Kennzeichnung dieser Produkte beschäftigen, da nicht alle outdoor-Geschäfte diese Informationen in den Vordergrund rücken.